Hat die Porno-Industrie unser Sexleben verändert? Ich gebe es ganz offen zu: Ich bin Porno-Touristen und kann gut und gerne stundenlang diverse Pornoseiten durchstöbern. Mal turnt es mich an, die meiste Zeit lässt es mich jedoch kalt. Die Bandbreite der Praktiken reicht von A wie Analsex bis Z wie Zofensex, reicht über Doppel-Penetration, inszenierten Vergewaltigungen, Gang Bang und Bondage. Der ganz stinknormale Akt zwischen zwei Menschen wird selten bis nie gezeigt. Doch was macht das mit uns? In Pornos bekommen wir Situationen serviert, die mit der Realität gar nichts mehr gemein haben. Analsex ist da schon das Standartprogramm und selbst das reicht nicht aus, die Zuschauer wirklich aufzugeilen. Da muss noch ein zweiter Mann mit her. Und die Frau sollte bestenfalls mit zwei Schwänzen im Mund kräftig würgen müssen und als i-Tüpfelchen noch Tränen in den Augen haben. Der Mann wird zum Duracell-Ficker und die Frau spielt passives Objekt mit ein bisschen Freude im Blick.
Viele, gerade junge Menschen – insbesondere Männer – denken, dies sei die Realität und erschrecken dann, wenn ihre erste Freundin nicht auf Schläge ins Gesicht beim ersten Mal Sex steht. Die Porno-Industrie hat unser Sexleben verändert. Da ist ein Leistungszwang – oder habt ihr schon mal einen „Durchhänger“ im Porno gesehen? Da ist Härte und genitale Fixiertheit – oder habt ihr schon mal einen Porno mit zärtlichen Küssen gesehen? Nein! In Pornos wird ein komplett verkehrtes Bild des Geschlechtsaktes vermittelt und darin sehe ich eine Gefahr. Denn das reale Leben in einer Partnerschaft besteht nicht nur aus strammen Schwänzen und abendlichem Analsex. Da sind noch diese zärtlichen Grau-Töne – ein sanftes Knabbern am Ohr, anheizender Dirty Talk und dann eine lustvolle Vereinigung. Da ist morgendlicher Atem im Spiel und auch mal ein Durchhänger, weil der Job so stressig ist. Das „normale“ Sexleben sieht so ganz anders aus.
Hat die Porno-Industrie unser Sexleben verändert?
Die Porno-Industrie hat unser Sexleben verändert, hat einen Beitrag zur Generation „oversexed and underfucked“ geleistet. In Pornos geht es richtig zur Sache, immer härter, immer brutaler – da kann die Realität einfach schwer mithalten. Und es ist vor allem nicht die Realität.
Eure Lola
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